Hofheim am Taunus, den 01.12.2023 – Seit einer Weile haben wir Silber unter verschärfter Beobachtung. Denn das große Bild ist vielversprechend! Abbildung 1 zeigt das langfristige Chart seit 2008 mit dem Hochpunkt knapp unter 50 US-Dollar im Jahr 2011. Danach ging es schwungvoll bergab. Der Tiefpunkt wurde dann im deflationären Corona-Tal im Jahr 2020 markiert. Seitdem geht es in der Tendenz nach oben. Doch erstmals in 2020 trifft das Edelmetall wieder auf seinen übergeordneten Langfrist-Abwärtstrend. Mehrmals prallte der Kurs dort ab und begab sich brav zurück nach unten. Der Korridor von Aufwärts- und Abwärtstrend verengt sich zusehends (Abbildung 1).

Abbildung 1: Wochenchart Silber seit 2007

Die Lage spitzt sich zu. Wenn wir uns heranzoomen (Abbildung 2), sehen wir, dass der Preis bereits eine Kerze knapp über die Widerstandslinie hinaus ausbildet. Eine Bestätigung auf Wochenbasis wäre jetzt wünschenswert.

Abbildung 2: Wochenchart Silber seit 2019

Dass positiver Schwung bzw. ein gutes Momentum im Silberkurs steckt, zeigt sich wenig überraschend auch im Tageschart (Abbildung 3). Hier war ein abwärtsgerichteter Korridor seit Jahresanfang Begleiter des Silberpreises. Anfang dieser Woche erfolgte dann der Ausbruch nach oben, gefolgt von einer klaren Bestätigung. Auch die relative Stärke zum Gold wird stetig auffälliger.

Nun gilt es, den langfristig wirkenden Widerstand zu überwinden. Das Silber hat, wie beschrieben, bereits darüber gelunzt. Erfahrungsgemäß wird, sofern der Ausbruch gelingt, ein Re-Test von der Oberseite aus folgen. Wird dieser erfolgreich gemeistert, hat Silber wohl noch eine ganze Wegstrecke Richtung Norden vor sich.

Abbildung 3: Tageschart Silber seit November 2022

Dieser rein charttechnischen Betrachtung liegt aber vor allem eine hebende fundamentale Hand zugrunde. Und das ist nicht die monetäre Bedeutung des Silbers bzw. seine Investmentfunktion als Geldersatz. Es ist, und das war im Übrigen bei jedem Spike in der Silbergeschichte der Fall, die industrielle Nachfrage, getrieben von technologischen Entwicklungen. So war es auch in 2011 die industrielle Story des Photovoltaikbooms. Silber ist einfach in Großserie zu verarbeiten, ein sehr guter elektrischer Leiter und hat einen für Metalle niedrigen Schmelzpunkt, was es für gewisse Anwendungen (z.B. in Hightech-Smartphones) wieder wenig brauchbar macht. Seine Eigenschaften machen es jedoch v.a. weiterhin interessant für technische Anwendungen in der Solartechnik. Hier ist durch die energieinfrastrukturelle Umstellung auf regenerative Energien eine starke Zunahme der Nachfrage zu erkennen.

Hinzukommt die Anwendung im KI-Bereich, genauer gesagt in den Servern zur Pflege der Large-Language-Modelle. Diese Anwendung bietet ausreichend Platz für Silber und die Temperaturanforderungen sind gering. Die Nutzung von Silber in Batterien von Elektroautos ist hingegen noch nicht soweit. Hier besteht aber weiteres signifikantes zukünftiges Potential.

Das große Bild für Silber ist also überaus attraktiv und rechtfertigt eine Berücksichtigung in einem breiten Investment-Portfolio.

Ihr Jörg Haldorn, CFP, EFA