Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

wenn die Informationsflut  Ihre Aufmerksamkeit auf anderes gelenkt hat, so möchte ich Sie gleich zu Beginn meines Kommentars darauf hinweisen: die Inflation ist zurück und zwar im Sauseschritt! Lag sie noch im Oktober des Vorjahres bei +0,6 Prozent, so verteuert sich unser Leben gerade offiziell mit über +2 Prozent zum Vorjahr. Diese Tatsache mag bei Ihnen noch keine emotionale Regung auslösen. Noch dazu liegt dieser Wert ja im Rahmen des langfristigen Teuerungsmittelwerts in Deutschland.

Nun, wenn aber auch Sie Ihren Anteil an den 2,2 Billionen Euro Bargeld- und Kontoguthaben der deutschen Privathaushalte haben und das lediglich mit einem Achselzucken zur Kenntnis nehmen, dann mag das an Ihrer heiteren Gelassenheit liegen. Vielleicht braucht es aber auch nur noch einer weiteren Information: Diese erarbeiteten und ersparten Guthaben bringen derzeit kaum bis gar keine Zinsen. Sie verlieren also gut 2 Prozent Ihrer Kaufkraft. Geldsparen bringt reale Verluste, statt Vermögenszuwächse. Im Fachjargon nennt man das „negative Realrendite“ oder wertet es als „finanzielle Repression“.

Zuletzt lag die Inflation vor über 3,5 Jahren oberhalb von +1 Prozent. Das stetige Abschmelzen der Marktzinsen und die Abnahme der Renditen anderer Anlageklassen waren vor diesem Hintergrund schwacher Inflation zwar von Nachteil, haben jedoch immer noch in der Breite zum Kaufkrafterhalt der Ersparnisse beigetragen. Genau das ist jetzt eben passé. Wer trotz aller Appelle weiterhin größere Kontopositionen vor sich herschiebt, der sollte spätestens jetzt intensiv über Sinn und Unsinn reflektieren – denn sie führen in den sicheren Verlust!

Das heutige Zinsniveau ist absurd und unnatürlich!

Der gemeine Ökonom, wobei „gemein“ bei kritischer Bewertung durchaus verschiedene Wortdeutungen zulässt, rechtfertigt das Nullzinsumfeld wie folgt: Die alternde Gesellschaft führt zu einem Überschuss an Ersparnissen. Diese Ersparnisse erzeugen Anlagedruck bzw. hohe Nachfrage nach sicheren Geldanlagen. Sie drücken den Marktzins nach unten. Auch ein Marktzins von unter Null Prozent wird ohne rot zu werden damit erklärt, dass zukünftiger Konsum schlicht höher gewichtet wird als heutiger. Aha, so denkt also der rational denkende Homo Oeconomicus in diesen Tagen.

Nun muss man zudem bedenken, dass der Marktzins modellhaft neben dem natürlichen Zins auch eine Inflations- und Ausfallprämie beinhaltet. Beides integriert, haben wir im Frühjahr 2017 einen Marktzins von -3 Prozent[1]! Ein derart Verlust stiftendes Zinsniveau gab es in der deutschen Nachkriegsgeschichte bisher noch nie.

Die absurden Erklärungsversuche der herrschenden Ökonomievertreter werden noch offensichtlicher, wenn wir den natürlichen Zins näher betrachten. Er ist Ausdruck menschlichen Handelns und Wertens und besagt, dass gegenwärtig verfügbare Güter eben gerade höher gewertet werden als künftig verfügbare. Es ist gar nicht denkbar, dass er Null oder gar negativ sein kann. Denn ein im Hier und Jetzt lebender Mensch zieht das Mehr immer dem Weniger und das Früher immer dem Später vor. Der Marktzins von -3 % ist unnatürlich, da er mit der menschlichen Natur unvereinbar ist!

Profiteure und Leidtragende des Zinsniveaus

Ursächlich für dieses Zinsniveau sind also gewiss nicht die Präferenzen einer alternden Gesellschaft. Entscheidend sind vielmehr die Manipulationen der Notenbanken in Form von Anleihekäufen, Leit- und Einlagezinssätzen. Diese Maßnahmen sind erforderlich, um einerseits das ebenfalls unnatürliche, alchemistische Geldsystem zu erhalten, indem die Zahlungsfähigkeit der hoch verschuldeten Staaten künstlich aufrechterhalten wird, und andererseits, um das fragile Wirtschaftswachstum zu stützen.

Profiteure dieser zentral gesteuerten Geldpolitik sind die Schuldner, Leidtragende die Gläubiger, also die Sparer. Das Beispiel Italiens zeigt diese Effekte wohl besser als jedes andere. Der italienische Staat hat die höchste Staatsverschuldung seiner Landesgeschichte bei gleichzeitig niedrigster Zinsbelastung. Dieser Prozess der Umverteilung wird jetzt mit anziehender Inflation erst so richtig beschleunigt, denn Inflation hebt die Bemessungsgrundlage der staatlichen Besteuerung und kostet den Sparer wertvolle Kaufkraft.

Sollten wir dieses Szenario eines Marktzinses unterhalb der Inflationsrate und negativer Realrendite dauerhaft vorfinden, wird der Anreiz für Sparer zunehmen, ihr Geld in Sachanlagen umzuschichten. Gold und Immobilien waren in diesen Phasen bisher stets die attraktivsten Ziele. Solange Konjunktur und Unternehmensgewinne ihren Lauf fortsetzen, wäre dieses Umfeld auch für Aktien verkraftbar.

Zinswende voraus?

Seit Mitte letzten Jahres können wir einen Aufwärtsdruck der Zinsen in den USA beobachten. Nachdem Anfang 2016 eine erste Leitzinserhöhung beschlossen wurde, die primär als Reaktion auf eine relativ robuste Wirtschaftsentwicklung zu verstehen war, begannen im zweiten Halbjahr die Marktzinsen bzw. Anleiherenditen zu steigen. Ursache hierfür war in erster Linie die anziehende Inflation. Im November brach die Referenzrendite der 10jährigen US-Staatsanleihe sogar aus ihrem Abwärtstrendkanal nach oben aus. Die Zinswende war spätestens da scheinbar eingeläutet. Seitdem pendelt die Rendite zwischen +2,3 und +2,6 Prozent, wird durch die internationale Nachfrage der Anleger gedrückt und sucht ihre zukünftige Richtung. Aber auch in den USA sind die Realrenditen weiterhin negativ.

In der Folge kam es auch zur transatlantischen Reaktion. Die Marktzinsen in der Eurozone haben etwas angezogen. Sehen wir nun weiter steigende Leitzinsen, die begleitet werden von steigenden Marktzinsen für längere Ausleihungen? Werden diese Zinsen womöglich in der Lage sein, die Kaufkraft zu erhalten?

Die Leitzinsen in den USA wurden inzwischen zwei weitere Male erhöht und liegen im Moment zwischen +0,75 und +1 Prozent. Beide Erhöhungen haben nicht dazu geführt, dass die Zinsen für längere Ausleihungen mit angestiegen sind. Eine weitere Leitzinserhöhung ist in den USA für dieses Jahr wahrscheinlich. Angeblich gibt es Hinweise darauf, dass auch die Europäische Zentralbank ihren Einlagezinssatz etwas anheben wird. Ebenso ist es denkbar, dass die Zinsen/ Renditen längerer Anleihelaufzeiten moderat anziehen werden, denn die Konjunktur läuft gut und die Inflationserwartungen führen zu steigenden Inflationsprämien.

Doch das Aufwärtspotential des Zinses ist beschränkt. Die weltweit wachsenden Staatsschulden verlangen nach den oben beschriebenen nachhaltigen Manipulationen der Notenbanken. Die stetige Ausweitung der Geldmengen erhöht die Nachfrage nach Zinspapieren und drückt den Zins. Der wirtschaftliche Aufschwung trägt bereits recht lange. Womöglich wird er durch die expansive Fiskalpolitik der neuen US-Regierung verlängert. Doch gestiegene Inflation, gestiegene Zinsen und ein eventuell drehender US-Dollar gefährden das Wachstum und könnten es beenden. Das wissen die Zentralplaner in den Notenbanken und bewegen den Zinshebel mit größter Vorsicht.

Insgesamt ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass dieses Umfeld und die Inflationsrate auf absehbare Zeit negative Marktzinsen erzeugen werden und der Sparer sein Geld bzw. seine Kaufkraft schrittweise verlieren wird. Die Hoffnung, dass die Rückkehr der Inflation nur ein vorübergehendes Phänomen ist, das sich allein mit dem Anstieg des Ölpreises erklären lässt, ist hingegen trügerisch. Denn der Lohndruck auf die Preise bildet sich weiter aus, die Wirtschaftspolitik der neuen US-Regierung wirkt in mehrerlei Hinsicht inflationär und die global expansive Geldpolitik wird auf Dauer möglicherweise nicht nur bei den Vermögenspreisen zu Teuerung führen, sondern auch zumindest mittelbare Auswirkungen auf die Konsumgüterpreise entfachen.

Doch vor allem liegen die Ursachen für die zuletzt gestiegenen Marktzinsen gerade in der Inflationsentwicklung und in der Sorge einer über das Ziel hinausschießenden Teuerungsrate. Ohne gestiegene Inflation hätten wir diese Zinsanstiege über den Leitzins und die Inflationsprämie gar nicht erlebt.

Und das „Einfangen“ einer gegebenenfalls noch stärkeren Inflation in den kommenden Monaten über eine derart signifikante Erhöhung der Leitzinsen, die positive Marktzinsen zur Folge haben würde, ist unwahrscheinlich. Dagegen sprechen die Motivlage eine staatliche Entschuldung begünstigen zu wollen und die Ängste vor einer Rezession. Diese wäre mit den verbliebenen geldpolitischen Mitteln nur begrenzt behandelbar und würde die Geldpolitik eventuell endgültig in den Verruf bringen, eine Disziplin zu sein, die im Wirtschaftsleben große Kollateralschäden hinterlässt (Stichwort „Helikoptergeld“).

Fazit

Kommen wir nach diesem Inflations-Zins-Pingpong zu einem Résumé. Das aktuelle Zinsniveau in Kombination mit einer Teuerung von über +2 Prozent ist fatal für Geldguthaben. Die Perspektiven geben keinen Anlass, sich auf eine baldige Besserung verlassen zu können. Verluste sind vorprogrammiert!

Jeder Euro, der in absehbarer Zeit nicht benötigt wird, sollte mit einer Rendite oberhalb der Inflationsrate verbunden werden. Das erfordert auf Basis einer soliden Planung eine mehrjährige Kapitalbindung. Die individuelle Risikoneigung, das persönliche Zielsystem und der aktuelle Vermögens-Status quo sollten der Entscheidungsfindung über die richtigen Maßnahmen zugrunde liegen.

Konkret möchte ich Ihnen zwei nachweislich bewährte Lösungsansätze mit auf den Weg geben. Für den sicherheitsorientierten Anleger biete ich zurzeit ein Webinar zum außergewöhnlichen Immobilienkonzept der RVI (Raiffeisen, Volksbanken Immobilien) an. Über diesen Link gelangen Sie zur Anmeldung: www.zaldor.de/RVI-Webinar. Den chancenorientierten Anleger möchte ich auf unsere regelbasierte Wertpapierstrategie zaldor DAX-Zyklus aufmerksam machen. Ein Einführungsvideo zu dieser Lösung finden Sie unter https://www.zaldor.de/blog/im-griff.

Wir stehen Ihnen für Ihre Vermögensausrichtung mit Sorgfalt und praktischen Lösungen bereit.

Jörg Haldorn, CFP

Hofheim am Taunus im März 2017

 

[1] Grundlage der Marktzinsberechnung ist eine deutsche Staatsanleihe mit 2jähriger Laufzeit und die offizielle Inflationsrate.